Offroad Bergezubehör im Adria Twin 640 SGX: unsere Tipps
Wir fahren auf unseren Reisen immer mutiger ins Gelände, um schöne Ziele zu erreichen. Dabei zahlten wir einiges an Lehrgeld wegen mangelnder Ausrüstung. Unser Beitrag zu Offroad Bergezubehör im Adria Twin 640 SGX soll Dir Tipps geben, welcher Zubehör Dich unter Umständen wieder aus misslichen Lagen bringen kann.
Offroad Bergezubehör im Adria Twin 640 SGX: Lehrgeld macht klüger
Ein Fiat Ducato Adria Twin Supreme 640 SGX ist kein Offroad Campervan, aber mit etwas Erfahrung lassen sich auch auf unbefestigten Strassen einige Ziele anfahren, welche andere Wohnmobile schon meiden wollen. Nasse Wiesen, Sand, Schotterstrassen, Schnee und enge Strassen sind dann rasch mal Deine Herausforderungen und manchmal auch Spielverderber. Aus den Erlebnissen im 2022 auf 10’000 km Küstenfahrt entlang dem Mittelmeer sind einige Erfahrungen zusammen gekommen, bei welchen wir Lehrgeld bei der Bergung zahlen mussten. So versenkten wir zweimal unseren Van auf Schotterstrassen in Montenegro, setzten den Van immer wieder in den Sand, verloren in Albanien in engen Kurven die Vorderradhaftung und blieben dabei in kniffliger Situation in der Kurve hängen oder fuhren uns bei einer sehr abgelegenen Bergübernachtung in Süditalien einen Reifen kaputt. Bei jedem Vorfall wussten wir danach, was wir zur Bergung nicht dabei hatten! Daher rüsteten wir mit Offroad Bergezubehör im Adria Twin 640 SGX auf.
Offroad Bergezubehör im Adria Twin 640 SGX: unsere Überlegungen
Wie gesagt ist ein Fiat Ducato kein Offroad-Wohnmobil und kommt natürlich mit nur Vorderradantrieb viel früher an seine physikalischen Grenzen als ein 4×4 Fahrzeug. Auch wenn wir grundsätzlich die Grenzen des Fahrzeugs erahnen können, ist es situativ immer noch schwierig zu erkennen, ob es wieder einmal das bisschen zu viel war. Wir wollen mit den zusätzlichen Hilfsmitteln sicherstellen, dass wir idealerweise auch ohne Fremdhilfe noch einige Befreiungsoptionen mitführen. Auch kleinere Hilfsmittel sind dabei zu bedenken. Ohne robuste Handschuhe oder gutem Aussenlicht kann eine Bergung schon zum Problem werden. Auch der Bereifung ist gute Beachtung zu schenken. Letztlich ist es auch wichtig, dass man gewisse Abläufe und Bergesituationen schon einmal ohne Not übt.
Offroad Bergezubehör im Adria Twin 640 SGX: unsere Ausrüstung
4 BF Goodrich All Terrain T/A KO2 Reifen
ca. EUR 800,00
Ersatzreifen auf Stahlfelge mit Goodrich All Terrain T/A KO2 Reifen
ca. EUR 200,00
Einhell Akku-Autokompressor CE-CC 18Li-Solo (mit 2.5 Ah Akku und Ladestation)
ca. EUR 85,00
Schneeketten Modell RUD compact GRIP V 0142 (225/75R16C) – (Reifenwerkstatt – Fachhandel)
ca. EUR 190,00
A.Blöchl AB Originaler 3-teiliger Bundeswehr Feldspaten nach TL (amazon.de)
ca. EUR 33,00
- LIROS 5 m kinetisches Bergeseil mit 5,7 t WLL / 9,5 t BL
- 2 LIROS Offroad Softschäkel mit 7 t WLL / 12 t BL (bergetools.com)
ca. EUR 188,00
Weather 2 Stück Anfahrhilfe – Recovery Board faltbares Set – bis 3.5 t Belastung (amazon.de)
ca. EUR 40,00
LED-Lampe mit Magnetfuss, Taschenlampe und Handschuhe
ca. EUR 35,00
Offroad Bergezubehör im Adria 640 SGX : Detailbeschreibung
Die Bereifung:
Mit den Goodrich All Terrain TA KO2-Bereifung können wir viele Klimazonen bereisen. Als zugelassene Winterreifen funktionieren die Pneus genau so gut in den Alpen wie auf Sandpisten und Schotterstrassen. Das Pneuprofil spendet guten Grip auf Schotterstrassen und rettete uns mehrmals von nassen Wiesen weg. Die sehr robuste Seitenflanke schützt dabei vor scharfen Steinkanten. Können wir bei Reisen in Länder mit schlechten und befestigten Strassen sehr empfehlen.
Ersatzreifen:
Unser Ersatzreifen wurde ungünstigerweise beim Wechsel auf die Goodrich-Bereifung auf der Vorgängerbereifung (Sommerreifen) belassen. Ja, im Notfall liesse sich auch mit einem solchen Ersatzreifen noch in die nächste Werkstatt fahren. Aber der Reifenschaden zeigte uns, dass auch der Ersatzreifen auf das gleiche Modell gewechselt werden soll. Es ist auch zu empfehlen sich einmal den Ersatzreifen bei der Ducato Hinterachse herunter zu holen. Dann wird eine Reifenpanne bei Nacht und Regen auch weniger zum Stressakt.
Auto-Akkukompressor:
Gerade bei Sandpisten- und Schotterpistenfahrten bietet sich das Ablassen des Reifendrucks an, damit der Reifen mit mehr Auflagefläche besseren Grip erhält und sich nicht so rasch im Sand eingräbt. Wir lassen dazu unseren Reifendruck bis auf 2,5 – 3,5 bar ab und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Bei der Rückkehr auf Asphalt und schnelleren Geschwindigkeiten ist natürlich wieder der Normaldruck herzustellen. Und dazu eignet sich der Handkompressor von Einhell mit seinen 800gr und kleinerem Mass sehr gut. Relativ fix sind dann wieder 4.7 bar in den Reifen und unser Reifendruckkontrollsystem meckert nicht mehr. Aber auch unsere Fahrradräder oder Luftmatratze lassen sich damit gut aufpumpen. Sogar bei einem schleichenden Plattfuss an einem Pneu wäre so ein stetiges Nachfüllen bis zur Werkstatt gut zu überbrücken. Der Akku mit Ladestation dient uns zugleich auch für den mitgeführten kleinen Akkuschrauber.
Schneeketten:
Auch zugelassene Winterreifen kommen bei viel Eis, hohem Schnee oder steilen Rampen an ihre Grenzen. Dann helfen nur noch Schneeketten. Unbedingt zu Testzwecken einmal im Trockenen selbst montieren, damit das Anlegen der Ketten im Notfall nicht in Stress ausartet.
Schaufel- und Grabwerkzeug:
Eine robuste Schaufel ist ein Muss. Bei Schotter sind Schaufeln mit gerader Kante rasch dahin, weil diese sich nicht als Grabwerkzeug eignen. Solide Feldspaten aus Stahl bieten sich als gute Allroundschaufeln an. Wir kauften das deutsche Armeeprodukt von A.Blöchl AB via Amazon.
Abschleppseil und Schäkel :
Wir unterschätzten völlig, welches Material nötig sein wird bei einem Einsatz mit Abschleppseil. Ein festgefahrener Campervan mit 3.5 t benötigt eine weit höhere Zuglastobergrenze als ein normales PW-Abschleppseil hergibt. Des weiteren sind die Anforderungen für eine sichere Verbindung des Abschleppseils an den Fahrzeugen anspruchsvoller, als wir dachten. Auch das relativ hohe Gewicht eines passenden Abschleppseils und belastbaren Schäkels forderten mehr Abklärungen.
Letztlich entschieden wir uns mit guter Beratung von bergetools.com für ein 5 m kinetisches Liros Bergeseil mit 5,7 t Arbeitslast (WLL) / 9,5 t Bruchlast (BL) und zwei Offroad Liros Softschäkel mit 7 t WLL / 12 t BL . Hier stimmen Belastungsobergrenzen, Funktionalität, Sicherheit und Gewicht. Sich unbedingt mit den Eigenheiten eines kinetischen Bergeseils bei Kauf auseinandersetzen, denn im Ernstfall sollte man sich an die besonderen Eigenschaften erinnern. Am besten sich ein Ausdruck der Anwendungsanleitung zum Seil legen. Ein Bergeseil mit 8 m Länge wäre ebenfalls eine sehr gute Wahl und brächte manchmal etwas mehr Flexibilität in Situationen, wo das Zugfahrzeug etwas weiter weg stehend mehr Traktion haben könnte.
Bergeboards / Traktionsbretter :
Geliehene Traktionsbretter halfen uns zweimal aus misslichen Sandeingrabungen und erwiesen sich als unerlässliches Hilfsmittel. Auch als Auffahrkeile für Schräglagen eigneten sich die Bretter schon. Leider sind solche Bergeboards etwas sperrig und müssen bei uns aussen am Campervan fixiert werden. Unsere Anbringung der Anfahrhilfen am Adria Twin Supreme 640 SGX findest Du in einem separaten Blogbeitrag.
Wir entschlossen uns für das Produkt „Maximum Traction“ von nakatanenga.de. Einerseits schloss deren Sandblech im Vergleichstest des Magazins „4x4Equipment“ erstaunlich gut ab für den Preis und andererseits sind wir mit dem eher spärlichen Einsatz nicht auf ein hochpreisigen Testgewinner angewiesen.
Einfache Anfahrhilfe :
Für einfache Situationen (leichter Schlamm, sehr rutschiger Untergrund) führen wir ein Set faltbare Anfahrtshilfe mit. Dieses sehr kompakte Set ist schnell untergelegt und gleicht sich auch etwas dem Terrain an. Für einen ersten Versuch zum Freikommen bei Schnee oder Sand sicher nicht schlecht.
Andere Hilfsmittel :
Unbedingt gute Handschuhe und eine Lichtquelle mit Magnethalterung mit an Bord halten. Auch eine Stirnlampe ist sehr zu empfehlen. Ebenfalls sollte ein solides Holzbrett als Auflage für den Wagenheber mitgenommen werden. Bei schlechtem Untergrund wird es sonst schwierig den Heber sicher zu platzieren. Auch ein Beil oder eine Säge an Bord kann in Bergesituationen von Nutzen sein. Ein paar Wischlappen sind sehr hilfreich – es endete immer mit sehr schmutzigen Händen.
Offroad Bergezubehör im Adria 640 SGX : Fazit
Für einen Urlaub an der Adria in Rimini ist es sicher nicht nötig sich intensiv mit Bergezubehör zu beschäftigen oder alles mitzuführen. Aber längere Reisen in Regionen wie Nordafrika, Süd-Osteuropa oder den Hohen Norden können rasch Situationen mit sich bringen, bei welchen solches Zubehör unabdingbar wird. Diese zusätzlichen 18 kg nehmen wir gerne in Kauf und fahren mit besserem Gefühl abseits der geteerten Strassen.
3 Comments
Frank Stelzel
Hallo zusammen,
super interessanter und informativer Artikel (wie immer). Respekt & Danke! Bin ebenfalls am überlegen neben den Boards mein Bergematerial etwas zu erweitern. Die kinetischen Seile & Schekel erscheinen mir sehr sinnvoll. Eine Frage die dabei aufkommt ist aber welche Bergungspunkte am Ducato (insbesondere vorne) denn tatsächlich nutzbar sind. Oder habt ihr extra Bergungsösen montiert? Hinten bietet sich ja ggf die vorhandene Öse an, wobei ich auch nicht wüsste welche WLL dafür gilt. Denke mal das der Ducatorahmen nicht für Offroad Bergung ausgelegt ist und daher schon neben den passenden Seilen auch die passenden Bergungspunkte mindestens ebenso wichtig sind. Habt ihr da noch weitergehende Ideen/Details in der Schublade?
Beste Grüße (aktuell von der holländischen Nordseeküste),
Frank
Daniel - Blogger
Hallo Frank, schon mal beste Grüsse an die Nordseeküste! Bezüglich Bergungspunkte am Ducato folgende Gedanken. Das Ducato-Chassis ist weit entfernt von einem LKW-Chassis (Iveco Daily etc.) und hat sicher seine Grenzen. Der verbaute Bergungspunkt vorne mit der Schrauböse wäre mal gegeben und allenfalls hinten auch an einer Anhängervorrichtung. Wenn der Ducato zB im Sand versenkt ist, dann sind vorbereitende Arbeiten wie Schaufeln und unterlegen von Sandbrettern schon mal vorzunehmen. Wenn dann noch unterstützend gezogen werden muss, dann sind die Kräfte auf den Rahmen noch akzeptabel. Zusätzliche Bergeösen am Ducato anbringen, ist nur was für Fachleute. Denn die Kraftübertragung auf Rahmen muss richtig gesetzt sein. Dennoch kann dem Ducato-Rahmen nicht sehr hohe Zugkraft zugemutet werden …. sonst sind Rahmendefekte vorprogrammiert. Aus unserer Erfahrung mit erlebten Bergungen mit unserem Ducato ist es wichtiger schon mal gutes Bergematerial dabei zu haben. Bei Metallschekel muss man schon sehr viel mehr wissen was man kauft oder dann auch wissen was man tut (Materialwahl, Ansetzpunkte, Seilverletzungen etc.). Softschekel sind in richtiger Handhabung einfacher. Bei den Seilen bietet ein kinetisches Seil in gewissen Bergesituationen Vorteile und bietet auch zum normalen Abschleppen alles was du brauchst. Bei WWL nicht zu knapp gehen (unsere Wahl ist für den Ducato mit 3.5 t mehr als ausreichend)! Kein Seil und kein Schekel dabei zu haben, ist das wirkliche Problem. Bis jetzt konnten wir uns mit unserem Zubehör letztlich aus jeder Situation retten und das ganze Set hat sich bewährt (Bergeboards, Seil, Schekel, Schaufel und Luftkompressor). Hoffe, dass Dir die Gedanken dazu etwas weiterhelfen. VG, Daniel
Helmut
Hallo ihr beiden,
Danke für gerade diesen Beitrag. Letztes Wochenende sind wir zum ersten Mal mit unserem SGX trotz BF Goodrich All Terrain auf einer schrägen nassen Wiese stecken geblieben. Man glaubt nicht wie schnell das wirklich tiefe Profil der Reifen komplett zu ist und auch nicht mehr frei wird. Mit jedem Versuch sich zu befreien wurde es schlimmer, da die Spurrinnen in der Wiese immer tiefer wurden. Wie sehr habe ich mir da Sandbleche gewünscht :-). Steine unterlegen, Matten unterlegen, Äste aus dem Wald, usw… nichts hat geholfen. Irgendwann bin ich dann auf Suche nach Kies gegangen und hatte zum Glück einen Klappspaten dabei. Zwei Eimer mit Kies vollgemacht, Dann mit dem Spaten eine ansteigende Spurrille vor den Reifen und hinter den Reifen gegraben, und überall viel Kies aufgefüllt. Nach gut einer Stunde schauffeln konnten wir uns befreien, mit Mühe und Not. Deshalb bin ich sehr dankbar für euren Bericht, so ersparen wir uns die Suche nach Sandblechen und Abschleppseil. Das muss jetzt sein.
Liebe Grüße Ulrike und Helmut